Begründer der modernen Hypnose
Milton H. Erickson, amerikanischer Arzt, Psychiater und Psychotherapeut, ist der Begründer der heutigen Hypnosetherapie. Speziell von ihm entwickelte Methoden wandte er in zahlreichen psychotherapeutischen Behandlungen an und prägte die moderne Hypnosetherapie entscheidend.
Erickson (1901-1980) litt seit seiner Kindheit an Legasthenie. Er überwand diese Lese- und Rechtschreibschwäche durch stetiges Üben und vor allem durch das Visualisieren schwieriger Wörter und Buchstaben.
Im Alter von siebzehn Jahren erkrankte er an Kinderlähmung, war danach vollständig gelähmt und verbrachte seine Tage bewegungsunfähig in einem Schaukelstuhl. Erickson nutzte die Zeit für unermüdliche Imaginations-Übungen mit dem Ergebnis, dass er sich nach einiger Zeit aus eigener Kraft wieder bewegen konnte.
Das Gehirn wie einen Muskel trainieren
Während seiner Visualisierungsübungen trainierte er auch mental seine Muskeln, so dass er nach einem Jahr wieder an Krücken und zwei weitere Jahre später sogar ohne Krücken gehen konnte. Das ermöglichte es ihm, zur Universität zu gehen. Die Ergebnisse seiner mentalen Imaginationsübungen motivierten ihn dermaßen, dass er sich mit Hypnose zu beschäftigen begann und nach und nach neue Techniken entwickelte. Im Gegensatz zu der damals vorherrschenden Lehrmeinung, erarbeitete Erickson individualisierbare Methoden.
Nachdem er sein Medizin- und Psychologie-Studium abgeschlossen hatte, nahm er eine Stelle als leitender Arzt eines Krankenhauses an, wo er seine Hypnosetechniken auch an Patienten einsetzen konnte. Es gelang ihm selbst solche Patienten zu heilen, bei denen anderen Therapieverfahren versagt hatten. Es war selbst für ihn verblüffend zu beobachten, in welch kurzer Zeit er Heilungserfolge erzielen konnte.
Veränderte Wahrnehmung
Milton H. Erickson sah in der Hypnose eine natürliche Fähigkeit des Menschen, seine Wahrnehmung auf bestimmte Bereiche fokussieren zu können, die man auch im Alltag findet und sich diese zunutze zu machen.
Für Erickson war die Individualität seiner Patienten maßgebend. Er legte größten Wert darauf, Menschen nicht in „Schubladen“ zu stecken, sondern sie in dem einzigartigen Ausdruck ihrer selbst zu sehen. Daraus leitete er seine speziellen und auf die jeweilige Person abgestimmten Interventionen ab.
Er war der Auffassung, dass jeder Mensch durch seine Individualität die Vielfältigkeit der Entwicklungsmöglichkeiten in sich trägt. Er war in seinem unerschütterlichen Glauben davon überzeugt, dass jederzeit genügend Kreativität und Motivation in einem Menschen vorhanden sind, um Lösungen für Probleme zu finden und die psychische Gesundheit wiederherzustellen.
Sein Ansatz bestand also – anders als bei anderen Ärzten – darin, einen Patienten als Experten seiner selbst zu sehen, dessen Expertenwissen er als Therapeut nur nutzbar machen musste. So förderte er bei seinen Patienten die Fähigkeiten, mithilfe des Unterbewusstseins Lösungen zu finden, Fähigkeiten zu aktivieren und alte, behindernde Erfahrungen umzustrukturieren und sich von ihnen zu befreien. Das heißt, er geht auf die Eigenarten und individuellen Besonderheiten des jeweiligen Patienten ein und begegnete diesem in dessen Weltbild.
1957 gründete er die „Amerikanische Gesellschaft für Klinische Hypnose“, deren Vorsitz er übernahm. 1958 bis 1968 war er Verleger des „American Journal of Clinical Hypnosis“.
Ericksons Ansätze haben die heutige Paar-, Familien und systemische Therapien extrem beeinflusst.
Schon zu Lebzeiten hatte sich Erickson den Ruf eines Meisters der Hypnose erworben. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen haben die Auffassungen über Hypnose revolutioniert.